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Ein Blick in die Wachmannstraße in Bremen-Schwachhausen.
Linda Bussmann

Lage, Lage, Lage

Von teuren und unterschätzten Stadtteilen

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Bremen hat einen neuen Grundstücksmarktbericht herausgebracht. Daraus ist zu lesen, dass die Preise für Häuser und Wohnungen in der Hansestadt weiter munter steigen – was eigentlich niemanden verwundert, der sich mit Immobilien beschäftigt.


Doch warum sind eigentlich einige Stadtteile teurer als andere? Welche Richtwerte gibt es? Wir haben bei Christoph Entelmann nachgefragt: Makler und Gutachter bei der Sparkasse Immobilien Bremen GmbH.

Herr Entelmann, was macht einen teuren Stadtteil aus?

Christoph Entelmann: Nach wie vor zählt: Lage, Lage, Lage – und dann kommt lange Zeit gar nichts.

Laut Grundstücksmarktbericht sind die begehrten und damit auch teuren Stadtteile die bereits bekannten wie Schwachhausen, Neustadt und Findorff.

Im Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses Bremen wird immer noch unterteilt in Nord, Süd, Ost und West – und in innenstadtnahe Lagen oder bevorzugte Lagen. Da werden Findorff, Schwachhausen, Horn-Lehe, Östliche Vorstadt und Alte Neustadt genannt. Der Bericht orientiert sich an den ausgewerteten Zahlen. Das sind stark nachgefragte Stadtteile. Ein Anhaltspunkt für die Wertigkeit der Lage bieten die Bodenrichtwerte, die vom Gutachterausschuss herausgegeben werden. Je höher der Bodenwert, desto wertiger die Lage und desto höher ist üblicherweise auch der Kaufpreis.

Was beinhaltet ein Bodenrichtwert?

Die Bodenrichtwerte werden für ganz Bremen erstellt, und es gibt Bodenrichtwertzonen. In diesen werden die Grundstückspreise in gleicher Lage, Größe, Güte und Beschaffenheit – auch nach Zuschnitt des Grundstücks – ausgewertet und daraus die Bodenrichtwerte abgeleitet. Das macht der Gutachterausschuss alle zwei Jahre. Dieser Wert ist ein guter Indikator für die Wertigkeit eines bestimmten Gebiets.

Woher kommen die Daten?

Die Gutachterausschüsse bekommen die Kaufverträge der Notarinnen und Notare in Bremen und haben dann Anhaltspunkte für das, was verkauft wurde. Der Gutachterausschuss schreibt die Käuferinnen und Käufer auch stichprobenartig an, um detailliertere Informationen über einzelne verkaufte Objekt oder Grundstücke zu erhalten. Anhand dieser Angaben wertet der Gutachterausschuss aus und veröffentlicht jedes Jahr einen Grundstücksmarktbericht sowie alle zwei Jahre die Bodenrichtwerte.

Das Ganze ist aber immer eine Gesamtbetrachtung. Es sind Durchschnittswerte. Man gewinnt anhand dessen einen Überblick. Will eine Interessentin oder ein Interessent aber einen genauen Wert haben, dann sind Leute wie ich gefragt, die als Gutachter und Sachverständige den genauen Wert eines bestimmten Objektes ermitteln.

Bremens Stadtteil Woltmershausen und das Tabakquartier
In Woltmershausen erlebt das Tabakquartier eine Revitalisierung. In den nächsten Jahren entsteht dort ein ganz neuer Teil im Stadtteil, der zum Leben und Wohnen dienen soll. Foto: Justus Grosse Real Estate GmbH

Gibt es Stadtteile, die in den kommenden Jahren im Preisniveau steigen werden?

In den vergangenen Jahren sind zum Beispiel die Preise im vorderen Walle gestiegen. Ein über lange Zeit eher wenig beachteter Stadtteil mit viel Potenzial ist Woltmershausen.

Sie sagten eingangs, dass die Lage entscheidend sei. Und Woltmershausen hat viele Vorteile: zum einen die innenstadtnahe Lage, kein Verkehrslärm und noch die Naherholung in Form von Weser und Weseruferpark.

Das ist richtig. Aber es sollte zeitnah eine Planung der Verkehrswege in Angriff genommen werden, um Engpässe wie bei der Überseestadt zu vermeiden. Es gibt so viele Projekte, die in Woltmershausen umgesetzt wurden oder noch kommen – wie das Tabakquartier, in dem die Speicher umgebaut werden und viele alte Baukörper in den nächsten Jahren abgebrochen werden und Neubauten entstehen. Das wird ein Bereich, in dem Wohnen und Arbeiten möglich sein wird. Wenn die Pläne dort umgesetzt sind, haben wir dort auf 20 Hektar ein tolles neues Gebiet in diesem Stadtteil. Und es sind auch noch andere Projekte in Woltmershausen angedacht, wo revitalisiert wird. Es ist auch zu erkennen, dass Eigentümerinnen und Eigentümer in ihre Immobilien investieren. Der Stadtteil ist unterbewertet – aber das wird sich meines Erachtens in absehbarer Zeit ändern.

Bedeutet das, dass Woltmershausen demnächst in derselben Liga wie Neustadt und Findorff spielt?

Nein, sicher nicht zeitnah. Das wird noch dauern, bis diese Entwicklung tatsächlich umgesetzt wird. Aber es wird eine unheimliche Aufwertung des Stadtteils geben. Da ist noch viel Potenzial vorhanden.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Mein Zuhause“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

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Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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